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Ein Bericht G. F. Müllers über archäologische Arbeiten und Funde in Sibirien

Michael Knüppel


Pages 323 - 337

DOI https://doi.org/10.13173/centasiaj.61.2.0323




The present article analyses the archaeological report compiled by Gerhard
Friedrich Müller (1705–1783) after his travels through Siberia. Published
anonymously in 1770 with the title “On the old tombs of Siberia”, Müller
qualifies as one of the first ethnographers. In deducing the social status of
interred persons by means of both the location of the grave and of the objects
buried with the deceased, Müller adopted a multidisciplinary approach of a
character that would almost be acceptable today. Müller also attempted to relate
the inscriptions found on stelae and statues belonging to the graves with the
two ethnic groups he was most familiar with, namely Mongols and Uighurs
(“Igureers”). Only by the late 19th century their nature could firmly
be identified as belonging to the Göktürk civilisations of the Yenissei and
Orkhon.



本文分析戈爾赫得•弗里德里希•米勒先生在考察西伯利亞過後由他寫成的考古 報告。在一七七〇年匿名出版的【談西伯利亞之古墓】很可能是民族誌最早的
著作之一。米勒先生透過利用許多在今時今日被接納的跨學科的方法,探討埋 葬於墓地內的人物之社會地位,分析墳墓的具體位置以及墓內的文物。根據米
勒先生的考察報告,墓碑上的文字與蒙語或維吾爾語有關.直到十九世紀末, 這些文字才能被中亞語言專家識別為葉尼塞葉、鄂爾渾河谷地區的古突厥文字。


1 Zu A. L. v. Schlözer cf. Schlözer, Christian v.: August Ludwig v. Schlözers öffentliches und Privatleben aus Originalurkunden. 2 Bde. Leipzig 1828; Frensdorf, Ferdinand: Von und über Schlözer. Berlin 1909, Fürst, Friederike: August Ludwig von Schlözer. Ein deutscher Aufklärer im 18. Jahrhundert. Heidelberg 1928 (Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 56).

2 Auf die Rolle G. F. Müllers als Mitbegründer der Völkerkunde hat verschiedentlich H. F. Vermeulen hingewiesen (Vermeulen, Hendrik Frederik: Early history of ethnography and ethnology in the German enlightment: Anthropological discourse in Europe and Asia, 1710–1808. Leiden 2008; ders.: „Von der Völkerbeschreibung zur Völkerkunde. Ethnologische Ansichten Gerhard Friedrich Müllers und August Ludwig Schlözers”. In: Unbekannte Quellen. Aufsätze zu Entwicklung, Vorstufen, Grenzen und Fortwirken der Frühneuzeit in und um Europa. Köln 2008, pp. 781–801; ders.: Linguistik und Völkerkunde. Der Beitrag der historisch-vergleichenden Linguistik von G. W. Leibniz zur Entstehung der Völkerkunde im 18. Jahrhundert. Berlin 2012 [Max Planck Institute for the History of Science 423]), in einem ganz ähnlichen Sinne äußerten sich unlängst auch die Herausgeber der bislang unpubliziert gebliebenen ethnographischen Schriften Müllers (Hintzsche, Wieland; Ėlert, Aleksandr Christianovič [Hrsg.]: Gerhard Friedrich Müller: Ethnographische Schriften I. Halle, Wiesbaden 2010 [Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven VIII], bes. pp. IX–X).

3 Zu G. F. Müller cf. Strieda, Ludwig: Müller, Gerhard Friedrich. In: ADB XXII. 1885. 547–553; Hoffmann, P.: Gerhard Friedrich Müller. 1705–1783. In: Wegbereiter der Deutsch-Slawischen Wechselseitigkeit. Hrsg. Eduard v. Winter, Günther Jarosch. Berlin 1983, pp. 71–78; Brekle, Herbert E.; Dörfler, Andreas; Höller, Hans Jürgen; Weiß, Helmut: „Müller, Gerhard Friedrich”. In: Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhundert. Die Grammatiker, Lexikographen und Sprachtheoretiker des deutschsprachigen Raums mit Beschreibungen ihrer Werke. Hrsg. v. Herbert E. Brekle, Edeltraud Dobnig-Jülch, Hans Jürgen Höller und Helmuth Weiß. Bd. 6. Tübingen 1998. pp. 264a–266b, Hoffmann, P.: Gerhard Friedrich Müller. Die Bedeutung seiner geographischen Arbeiten für das Rußlandbild des 18. Jhs. Berlin 1959 [maschinenschriftl. Phil. Diss.] etc.

4 Schlözer, August Ludwig v. (Hrsg.): M. Johann Joseph Haigold's Beylagen zum Neuveränderten Rußland. Theil 2. Riga, Leipzig 1770, pp. 193–208; ein erneuter Abdruck des Berichts (– unter Auslassung der letzten drei Abschnitte) erfolgte einige Jahre später in: St.-Petersburgisches Journal, Bd. 8. 1779, pp. 4–14.

5 In einer dem edierten „Bericht vorangestellten Bemerkung notiert v. Schlözer: Dieser Aufsatz ist mir ohne Namen zugekommen: allein vermuthlich ist der Herr Collegien=Rath Müller Verfasser davon” (v. Schlözer [1770], p. 194).

6 Cf. hierzu unten Anm. 8.

7 Russische Fassung: Ežeměsjačnyja sočinenija i izvestija o učenych dělach. Sankt Peterburg Dekabr' 1764, pp. 484–496.

8 Freundlicher Hinweis von Prof. F. Hassenstein, Göttingen.

9 Ob v. Schlözer der Urheber vielleicht bekannt war und er diesen bewusst verschwiegen hat, lässt sich natürlich nicht sicher sagen – ist aber in Anbetracht des bisweilen schwierigen Verhältnisses zwischen v. Schlözer und G. F. Müller nicht gänzlich ausgeschlossen. Möglicherweise könnte sich ein solches Vorgehen auch aus den Intrigen innerhalb der St. Petersburger Gelehrten-Szene erklären – ein Feld freilich, dessen Behandlung eine Arbeit gänzlich eigener Art wäre.

10 Wie weit Müllers systematische Herangehensweise an die Objekte seiner archäologischen Unternehmungen ging, machen mehr noch als sein hier vorliegender kleiner Bericht seine „Instruktionen“, vor allem am Johann Eberhard Fischer (1697–1771) – und hier vor allem der Abschnitt hinsichtlich der zu sammelnden und zu untersuchenden „Antiquitäten” –, deutlich (cf. hierzu Bucher, Gudrun: „Von Beschreibung der Sitten und Gebräuche der Völker”. Die Instruktionen Gerhard Friedrich Müllers und ihre Bedeutung für die Geschichte der Ethnologie und der Geschichtswissenschaft. Stuttgart 2002 (Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa 63) [dies zugl. Univ. Diss. Frankfurt a. M. 2000], pp. 89–126; eine Edition und ausführliche Behandlung der „Instruktionen” wird gerade von W. Hintzsche im Zusammenhang mit der Editionsarbeit an den Quellen zur Geschichte Sibiriens und Alaskas aus russischen Archiven vorbereitet).

11 Hinsichtlich der Uiguren lagen zu dieser Zeit kaum brauchbare Angaben vor. Das Wenige, was an Informationen über die Uiguren in den Westen gelangt war, sind zu dieser Zeit die Bemerkungen in den Reiseberichten der Gesandten G. de Pian del Carpini (~1185–1.8.1252) und W. v. Rubruk (~1215–~1270). Die Informationen wurden später bspw. von Ph. J. v. Strahlenberg für sein Werk herangezogen und dann auch von Müller selbst bemüht (zu den frühen uigurist. Forschungen cf. den Überblick des Vf.s des vorliegenden kleinen Beitrags: Knüppel, Michael: Zur Uiguristik vor den Turfan-Expeditionen. In: Kutadgu nom bitig. Festschrift für Jens Peter Laut zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Elisabetta Ragagnin und Jens Wilkens unter Mitarbeit von Gökhan Şilfeler. Wiesbaden 2015 [VdSUA 87], pp. 255–273).

12 St. Petersburgisches Journal. Bd. 8. 1779, pp. 14–29.

13 Russische Fassung: Ežeměsjačnyja sočinenija i izvestija o učenych dělach [Ежемешначная сочинения и известия о ученых делах] (Monatliche Aufsätze und Neuigkeiten aus der Wissenschaft). Sankt Peterburg Dekabr' 1764, pp. 497–515.

14 Mit einer dickeren roten Markierung unterstrichen, ebenso wie das folgende.

15 Mit roter Farbe markiert, nicht unterstrichen und nicht getilgt.

16 Korrektur über der Zeile ergänzt.

17 Die Inschriften, die sich später als die frühesten Zeugnisse des alttürkischen Schrifttums erwiesen, waren 1721 von D. G. Messerschmidt erstmals erwähnt worden. Der Neffe seines Reisebegleiters Ph. J. v. Strahlenberg, Karl Gustav Schulmann, hatte sogar einige „Abschriften” von verschiedenen dieser „Runen”-Inschriften angefertigt (Messerschmitt, Daniel Gottlieb: Forschungsreisen durch Sibirien 1720–1727. Tagebuchaufzeichnungen 1721–1722. Hrsg. v. Eduard Winter, N. A. Figurovskij, Berlin [Quellen und Studien zur Geschichte Osteuropas Bd. 8. Teil 1], pp. 167, 168, 169, 173f., 175, 181f.; Johanson, Lars: Discoveries on the Turkic Map. Stockholm [Svenska Forskningsinstitutet Istanbul Swedish Research Institute in Istanbul. Skrifter. Publications 5], p. 6). Während Messerschmidts Aufzeichnungen unpubliziert blieben, wurden die frühen Inschriften vor allem durch Ph. J. v. Strahlenbergs Werk „Das Nord- und Ostliche Theil von Europa und Asia” aus dem Jahre 1730, in welchem auch Tafeln mit Abbildungen von Inschriften gegeben wurden, bekannt (Strahlenberg, Philipp Johann v.: Das Nord- und Ostliche Theil von Europa und Asia: in so weit solches Das Gantze Russische Reich mit Sibirien und der grossen Tartarey in sich begreiffet. In einer Historisch-Geographischen Beschreibung der alten und neuern Zeiten, und vielen andern unbekannten Nachrichten vorgestellet, Nebst einer noch niemahls ans Licht gegebenen Tabula Polyglotta von zwey und dreyssigerley Arten tartarischer Völcker Sprachen und einem Kalmuckischen Vocabulario, Sonderlich aber Einer grossen richtigen Land-Charte von den benannten Ländern und andern verschiedenen Kupfferstichen, so die Asiatisch-Scythische Antiqvität betreffen; Bey Gelegenheit der Schwedischen Kriegs-Gefangenschaft in Russland, aus eigener sorgfältigen Erkundigung, auf denen verstatteten weiten Reisen zusammen gebracht und ausgefertigt. Stockholm [in Verlegung des Autoris] 1730 [Neudruck: With an introduction by J. R. Krueger. Ed. Judit Papp. Szeged 1975 (SUA 8)], Tafeln V, XI u. XII).

18 Diese ist in der vorliegenden Edition nachstehend in spitzen Klammern < > an der betreffenden Stelle im Text eingefügt worden (s. einleitende Bemerkungen).

19 Müller nahm zu dieser Zeit an der II. Kamčatka-Expedition (1733–1743) teil, während der er – gemeinsam mit Johann Georg Gmelin (1709–1755) – die Leitung der historischen und ethnographischen Sektion der Expedition innehatte.

20 Über der Zeile ergänzt.

21 Über der Zeile ergänzt.

22 Über der Zeile ergänzt.

23 Diese ist in der vorliegenden Edition nachstehend in spitzen Klammern < > an der betreffenden Stelle im Text eingefügt worden (s. einleitende Bemerkungen).

24 Über der Zeile ist ein unleserliches Zeichen ergänzt – vermutlich sollte hier eine Korrektur eingefügt werden (also F?), wovon jedoch abgesehen wurde.

25 Vor der Zeile auf dem linken Rand ergänzt.

26 Hier der franz. Goldschmied Guillaume Boucher (cf. Olschki, Leonardo: Guillaume Boucher. A French artist at the court of the Khans. Baltimore 1946).

27 Gemeint ist Möngke Ḫān (reg. 1251–1259).

28 Cf. hierzu ausführlich Olschki (1946) und zuletzt Tatár, Sarolta: The iconography of the Karakorum fountain. In: Knüppel, Michael; van Tongerloo, Aloïs (Hrsg.): Life and afterlife & apocalyptic concepts in the Altaic world. Proceedings of the 43rd annual meeting of the Permanent International Altaistic Conference (PIAC), Château Pietersheim, Belgium, September, 3–8, 2000. Wiesbaden 2011 (Tunguso Sibirica 31), pp. 77–105.

29 Über der Zeile ergänzt, aber nicht leserlich.

30 Über der Zeile ergänzt.

31 Unleserliches getilgtes Graphem.

32 Diese ist in der vorliegenden Edition nachstehend in spitzen Klammern < > an der betreffenden Stelle im Text eingefügt worden (s. einleitende Bemerkungen).

33 Einige Passagen sind hier nicht mehr vollständig, da die Blätter offenbar nachträglich beschnitten wurden, was bei den Korrekturanmerkungen auf dem Seitenrand zum Verlust der Zeilenanfänge geführt hat.

34 Diese ist in der vorliegenden Edition nachstehend in spitzen Klammern < > an der betreffenden Stelle im Text eingefügt worden (s. einleitende Bemerkungen).

35 Über der Zeile ergänzt.

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